Quelle: Leonberger Kreiszeitung vom 24.07.2018, S. 34
Der Trend geht weg vom harten Drill
Leonberg Tag der offenen Tür beim Hundesportverein Höfingen gibt Einblicke in
neue Erziehungsmethoden. Von Stefanie Leiss
Hunde aller Rassen und Größen spielen oder raufen freundschaftlich miteinander, während Frauchen und Herrchen sich in gemütlicher Runde unterhalten. Auf dem ganzen Gelände des Hundesportvereins herrscht ein munteres Treiben.
Gerhard Wagner, der erfahrene Hundetrainer und Übungsleiter, erzählt über den Wandel, dem der Hundesport in den vergangenen Jahren unterliegt. Erfreulicheweise ist die Anzahl der Mitglieder von rund 70 auf über 160 gestiegen, was nicht zuletzt daran liegt, dass immer mehr Hundebesitzer ihren Vierbeinern neben einer alltagstauglichen Erziehung auch Spaß und Abwechslung bieten möchten. „Der Trend geht immer weiter weg von den harten Methoden und dem Drill, hin zu einer positiven Motivation der Hunde“, so Wagner. Der Hundeprofiberichtet, dass diese Entwicklung auch dazu führt, dass immer weniger Hundehalter sich zu den verschiedenen Prüfungen anmelden und eher der neuen „Just-for-Fun“-Grup pe beitreten. Jedoch
führt das gemeinsame Training oft zu einer besseren Beziehung zwischen Mensch und Tier. „Der Besitzer lernt, eine ruhige Souveränität auszustrahlen und dem Hund durch klare Ansagen Sicherheit zu vermitteln“, erklärt Wagner. Auch bei Verhaltensproblemen oder mangelnder Sozialisierung der Tiere kann der Gang auf den Hundeplatz oft Abhilfe schaffen.
Beim heutigen Hunderennen spürt man, dass der Leistungsanspruch zu keinem Zeitpunkt über das Wohlbefinden gestellt wird. Bei offiziellen Rennen werden die Hunde wegen der Chancengleichheit in die Klassen „klein“, „mittel“ und „groß“ unterteilt. Heute gibt es nur die Kategorien „S“ und „L“. Unter lauten Anfeuerungsrufen flitzen die Tiere über die Bahn, wo ihre Halter mit dem Lieblingsspielzeug winkend im Ziel warten. Die Gesamtzeit aus zwei Durchgängen wird anschließend ermittelt. Dieses Jahr gibt es zur Belohnung keine Urkunden, sondern leckere Kaninchenohren, über die sich große und kleine Hunde gleichermaßen freuen. Als weitere Höhepunkte des Tages gibt es eine „Rallye-Obedience“, bei der Hund und Halter 17 verschiedene Aufgaben und Kommandos, wie Drehungen, Schrittfolgen und Slalom mit einander bewältigen müssen. Der große Geräteparcours erinnert ein wenig an die Hindernisrennen von Pferden.
Viel Spaß macht es auch, kleinen Rassen, wie zum Beispiel einem Mops dabei zuzusehen, wie er steile Rampen überwindet, Tunnel durchquert oder hochmotiviert durch einen Reifen springt. Hier zu erklärt Gerhard Wagner, dass normalerweise strengere Bewertungen zum Einklang von Mensch und Tier, der benötigten Zeit und der Fehlerfreiheit erfolgen. Doch heute sollen auch ungeübte Besucher mit ihren Tieren eine kleine Kostprobe davon bekommen, was ein Hundetraining zu bieten hat. Der
Spaß, den die Tiere dabei haben, ist nicht zu übersehen. Und das nicht nur wegen der Leckereien, die ihre Menschen gerne nach erfolgreich absolvierten Aufgaben an sie verteilen.
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